Lettische Gewerkschafter protestieren gegen die Handelskette iki und gegen REWE
08.04.2011
Einige Dutzend Mitglieder der Apvienot?s daudznozaru arodbiedr?bas/ Vereinigte Branchen-Gewerkschaften (ADA), die unter anderem Bauarbeiter vertritt, demonstrierten am 6. April 2011 in Straßburg. Wie das Wirtschaftsweb nozare.lv berichtet, stellten sie sich mit Transparenten wie “Stoppt die unfairen Praktiken internationaler Unternehmen in den neuen EU-Staaten” vor das EU-Parlament. ADA-Vertreter streiten mit der lettischen Lebensmittelkette iki, an der indirekt auch die deutsche REWE-Gruppe beteiligt ist. Die Gewerkschafter werfen dem Unternehmen vor, Baufirmen nicht bezahlt zu haben und auf vielfache Weise gegen lettische Gesetze zu verstoßen. Zuvor hatte ADA bereits mehrmals in Lettland vor iki-Geschäften protestiert und die REWE-Zentrale in Köln besucht. Sie überreichten den Deutschen einen Brief, der den Konzern auffordert, sich um den Konflikt zu kümmern. EU-Abgeordnete Sandra Kalniete kam zu ihren Landsleuten und bekundete Solidarität.
iki-Express-Filiale in der Rigaer Innenstadt. Sie wirbt mit besonders langen Öffnungszeiten, Foto: LP
ikis Selbstbild...
Die Lebensmittelkette iki ist Teil eines verschachtelten Imperiums. Sie ist gemeinsam mit den Cento-Märkten im Besitz der litauisch-lettischen SIA Palink, die wiederum Coopernic gehört. Die Firma REWE ist Mitinhaberin dieser europäischen Einkaufsgemeinschaft, an der weitere vier Einzelhandelsketten beteiligt sind. Palink übernahm die lettischen Nelda-Filialen und eröffnete sie unter dem Namen iki neu. Auf der Firmenwebseite präsentiert sich die Kette als „sozial verantwortliches Unternehmen“, das sich jedem einzelnen Mitglied der Gesellschaft verpflichtet fühle und sich an den wesentlichen Werten der Familie orientiere. Zugleich weist die Webseite auf die beträchtlichen Wachstumsziele hin. Palink möchte sich als drittgrößter Anbieter im lettischen Einzelhandel etablieren. Nach eigenen Angaben betreibt das Unternehmen derzeit 30 iki-Geschäfte und 24 Cento-Märkte in Riga und in 16 weiteren lettischen Städten. 2008 wurden sieben neue Filialen eröffnet. Dafür investierte die Kette 18 Millionen Lats (=25 Millionen Euro). 2010 wuchs der Umsatz um 20 Prozent, für 2011 sind 7 Prozent geplant. Palink beschäftigt 1300 Mitarbeiter. Doch ADA-Gewerkschafter kritisieren, dass sich die Firma mit unlauteren Mitteln ausbreitet.
REWE-Markt: Der Einzelhandelskonzern ist indirekt an iki beteiligt. Foto: Joho345 auf Wikimedia Commons
...und ADAs Fremdbild
Bereits am 24.1.2011 hatten etwa 20 ADA-Kollegen vor dem Palink-Büro in Riga protestiert. Gegenüber nozare.lv nannte ADA-Funktionär O?egs Pro?ins den Grund. Bauleute warteten auf ihr Geld: „Wir vertreten mit dieser Aktion die Landekss-Mitarbeiter, die keinen Lohn bekommen, weil `Palink` dem Unternehmen für den Bau des Geschäfts in der Dombrovska-Straße nichts bezahlt hat. Die ausstehende Summe beträgt eine Million Euro.“ 40 Arbeiter seien betroffen, ihre Jobs gefährdet. Pro?ins beklagte sich darüber, dass kein Palink-Vertreter bereit gewesen sei, mit den Gewerkschaftern zu reden. Am 4. Februar setzten diese ihre Aktion fort. Diesmal postierten sie sich vor einem iki-Geschäft in J?rmala. Nun klagten bereits vier Baufirmen über nicht bezahlte Rechnungen. Laut nra.lv habe ADA mit weiteren Unternehmen gesprochen, die schlechte Erfahrungen mit iki gemacht hätten. Auch in J?rmala seien die Palink-Manager zu keinem Gespräch bereit gewesen. ADA-Funktionär Artemijs Jakov?evs formulierte gegenüber der NRA die Kritik breiter und schärfer. Demnach handelt Palink ähnlich, wie es Ver.di-Gewerkschafter von einigen deutschen Discountern kennen: „Leider unterscheidet sich in Lettland die formelle Ordnung der Dinge häufig von ihrer Realität. Die Realität ist, dass viele Arbeitnehmer ohne Gehalt verbleiben, ohne eintreffenden Lohn als Resultat zielbewusst geplanter und verwirklichter Manipulationen von iki. Falls Palinks Behauptungen stimmten, warum bekundet dann die litauische Palink-Gewerkschaft uns einvernehmlich Unterstützung? Das Handeln von iki und seine Folgen sind nicht nur in Lettland, sondern auch im Ausland zu beobachten. Niedrige Gehälter, Entlassung von Arbeitnehmern wegen ihrer Gewerkschaftstätigkeit, prekäre Arbeitsbedingungen – das ist iki-Politik. Diese Dinge muss man schleunigst ändern. Wir werden das tun!“
EU-Parlament in Straßburg. Hier protestierten ADA-Gewerkschafter gegen das Geschäftsgebaren der Firma Palink. Foto: Euseson auf Wikimedia Commons
Sandra Kalnietes Solidarität und Palinks Drohungen
In Straßburg richtete sich der Protest gegen das Geschäftsgebaren westlicher Konzerne im Allgemeinen und gegen das Verhalten der REWE-Gruppe im Besonderen. Diese handelten eigenmächtig und verstießen gegen lettische Gesetze. Die EU-Abgeordnete Kalniete solidarisierte sich mit ihren Landsleuten. Auch sie sieht das Problem in den Gesetzesverstößen. Es sei sehr wichtig, wenn Lettlands Unternehmer und Arbeitnehmer ihre Rechte einforderten und dafür die Aufmerksamkeit der Europäer beanspruchten. Sie hoffe, dass in Kürze eine Direktive, die das EU-Parlament im letzten Jahr beschlossen habe, den Schutz kleiner Unternehmen vor der Willkür großer Auftraggeber verbessern werde. Bislang bestreitet Palink die Vorwürfe. Die Manager wollen ADA und die Baufirma Landekss wegen Verleumdung verklagen. Palink-Abteilungsleiterin Agnese Up?te-Upeniece kritisierte gegenüber nozare.lv, dass die Gewerkschafter und das Bauunternehmen gegen jegliche ethische Geschäftsprinzipien verstoßen hätten. Sie hätten unwahre Behauptungen und tendenziöse Informationen über die iki-Kette verbreitet.
Externe Linkhinweise:
nra.lv: Apvienot? arodbiedr?ba: protesti pret IKI negod?go r?c?bu turpn?sies vis? Latvij?
abc.lv: Apvienot?s daudznozaru arodbiedr?bas piket? pie "Palink" biroja piedal?s aptuveni 20 cilv?ku
tvnet.lv: Str?dnieki no Latvijas piket? pie Eiropas Parlamenta
la.lv: J?rmal? notiks Apvienot?s daudznozaru arodbiedr?bas protesta akcija pie "Iki" veikala
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