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Lettland kontra Piebalgs: Mit erneuerbaren Energien allein ist es nicht getan
28.01.2007


Während EU-Energiekommissar Andris Piebalgs in Brüssel wacker für verstärkte Investitionen in erneuerbare Energien wirbt, weht ihm aus seiner lettischen Heimat eine kalte Brise ins Gesicht: Holz, Wind- und Wasserkraft, schön und gut, aber damit allein reiche es nicht.
 
Auf der Konferenz Das neue Ignalina - Chancen und Risiken in der lettischen Hauptstadt Riga wiesen Experten am 26. Januar nämlich darauf hin, daß die nach der Schließung des zweiten Reaktorblocks im litauischen Ignalina 2009 entstehende Lücke in den baltischen Stromversorgungssystemen im Grundlastbereich nur durch ein Kraftwerk für fossile Brennstoffe geschlossen werden könne. Der Grund: bei den erneuerbaren Energien stünden derzeit keine ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung. Wie die Tageszeitung Diena berichtet, hätten Umweltschützer die Veranstaltung allderweil genutzt, um eine breite öffentliche Diskussion zum geplanten Bau eines gemeinsamen baltischen Atomkraftwerks im litauischen Ignalina sowie eine umfassende Offenlegung aller relevanter Informationen zu diesem Vorhaben zu verlangen (27. Januar).

Dominique Ristori, bei der Europäischen Kommission stellvertretender Generaldirektor für Energie und Verkehr mit Zuständigkeit für den Bereich Kernenergie, habe in Riga erklärt, Brüssel verfolge eine Politik der Nichtverbreitung von Atomanlagen, weshalb man auf die vereinbarte Schließung von Kernkraftwerken in Litauen, in der Slowakei und Bulgarien bestehen werde: "Allerdings wird die Europäische Kommission bei der Installierung von neuen Anlagen zur Energieerzeugung die Bedürfnisse und Möglichkeit einer jeden Region zur Herbeiführung von Energiesicherheit und eines breitgefächerten Strommarktes individuell prüfen".

Während der deutsche Greenpeace-Atomexperte Jan Haverkamp Lettland den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien zur Schließung der Versorgungslücke empfohlen habe, habe der Präsident der Akademie der Wissenschaften Lettlands, Juris Ekmanis, angekündigt, Experten würden in den nächsten drei Jahren eine Studie zum Potenzial dieser Energieformen in der Baltenrepublik vorlegen. Seiner Ansicht nach sei ein Verzicht Lettlands sowohl auf Stromimporte als auch Verbrennung fossiler Brennstoffe aber unrealistisch, da sich für die Erzeugung von Windenergie nur ein vergleichweise kleiner Küstenstreifen eigne, während der Bau weiterer Wasserkraftwerke in der Öffentlichkeit umstritten sei. Mit Fragezeichen sei auch die Verfeuerung von Holz zu versehen.

Die von Diena befragten Experten vertraten durch die Bank der Ansicht, daß es derzeit wenig sachdienlich sei, ohne ernsthafte Begründung und Alternativvorschläge gegen das neue baltische AKW anzukämpfen. Vielmehr komme es darauf an sicherzustellen, daß dabei die ausgereiftesten Technologien zum Einsatz gelangten. "Die Reaktoren der III- und III+-Generation sind sehr sicher", habe sich J. Ekmanis überzeugt gezeigt.

-OJR-





 



 
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