Nachricht des Tages (24.9.07): Ehrung für Sandra Kalniete und Okkupationsmuseum Riga
24.09.2007
Die Zürcher Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur hat sich "den Werten des christlichen Glaubens und der griechischen Philosophie" verschrieben und stellt dabei unter anderem "die Vielfalt der europäischen Nationen bei gleichzeitiger Anerkennung der regionalen Besonderheiten" heraus. Zur Förderung dieses Gedankens verleiht die Stiftung alljährlich den mit 50 000 Franken dotierten STAB-Preis. Heuer geht die Auszeichnung zu gleichen Teilen nach Lettland, und zwar an die ehemalige Außenministerin der kleinen Baltenrepublik, Sandra Kalniete, sowie das Okkupationsmuseum in der Hauptstadt Riga.
Für ein gemeinsames Geschichtsverständnis im alten und neuen Europa: Sandra Kalniete.
Photo: Courtesy Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur
S. Kalniete sei im Kampf um die Unabhängigkeit Lettlands eine Schlüsselfigur gewesen, heißt es in der Begründung. Das lettische Okkupationsmuseum stehe wiederum in engem Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit.
Als besonderen Verdienst der Politikerin, die 2004 auch die erste Vertreterin ihres Heimatlandes in der Europäischen Kommission war, seit November 2006 aber Abgeordnete im lettischen Parlament ist, hebt die Stiftung ihr Plädoyer "für ein gemeinsames Geschichtsverständnis des alten und des neuen Europa zur Bewältigung der gemeinsamen Vergangenheit" hervor.
Genau diesem Thema war auch ihre heftig heftig umstrittene Rede zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse 2004 gewidmet. Kritiker unterstellten, S. Kalniete habe umstandslos Kommunismus und Nationalsozialismus gleichgesetzt, dabei ging es ihr in erster Linie darum, die weitgehend an den Rand des europäischen Geschichtshorizonts gedrängten Verbrechen des Stalinismus neu zu erschließen und ins Bewußtsein zu heben. Dazu brauchte sie nur auf ihre eigene Vita zurückzugreifen: die sowjetischer Besatzungsmacht hatte die Familie ihrer Eltern 1941 im okkupierten Riga verhaftet und nach Sibirien verschleppt, wo S. Kalniete 1952 geboren wurde.
Die Chronik dieser Deportation hat sie in dem bewegenden Buch Mit Ballschuhen im sibirischen Schnee festgehalten, das inzwischen in acht Sprachen übersetzt worden ist (s. dazu auch die Kultur-Rubrik der Lettischen Presseschau).
Mit der allfälligen Aufklärung über Aspekte europäischer Geschichte, die selbst der Westen im Namen eines mißverstandenen Antifaschismus ganz gerne zu übersehen pflegt, befaßt sich auch der zweite Preisträger dieses Jahres: das Okkuptationsmuseum in Riga. "'Erinnern - gedenken - mahnen' sind die Leitworte der 1993 gegründeten Einrichtung, die der Aufklärung der 51 Jahre langen Geschichte der Besatzung durch die Sowjetunion und NS-Deutschland gewidmet ist. Der lettischen Bevölkerung und der Weltöffentlichkeit werden nach Jahrzehnten der Zensur und bewußten Verfälschung historischer Tatsachen ungehindert Einblicke in die jüngeren Kapitel der Geschichte Lettlands geboten", schreibt die Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur in Zürich.
Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre zählen unter anderem der Dichter und Autor Reiner Kunze (2004), die Politilogen und Historiker Bassam Tibi und Michael Wolffsohn (2003), der Verhaltensphysiologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt (1997) oder die Kinder- und Jugendlichen- Psychotherapeutin Christa Meves (1995), aber auch die Schweizerische Vogelwarte Sempach (1996).
Die Auszeichnung 2007 soll am 29. September im Rahmen einer festlichen Veranstaltung in der weltberühmten Zürcher Tonhalle überreicht werden, Andreas Oplatka, der ehemalige Osteuropa-Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung, wird die Laudatio halten (s. mehr dazu im Event-Kalender).
Als besonderen Verdienst der Politikerin, die 2004 auch die erste Vertreterin ihres Heimatlandes in der Europäischen Kommission war, seit November 2006 aber Abgeordnete im lettischen Parlament ist, hebt die Stiftung ihr Plädoyer "für ein gemeinsames Geschichtsverständnis des alten und des neuen Europa zur Bewältigung der gemeinsamen Vergangenheit" hervor.
Genau diesem Thema war auch ihre heftig heftig umstrittene Rede zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse 2004 gewidmet. Kritiker unterstellten, S. Kalniete habe umstandslos Kommunismus und Nationalsozialismus gleichgesetzt, dabei ging es ihr in erster Linie darum, die weitgehend an den Rand des europäischen Geschichtshorizonts gedrängten Verbrechen des Stalinismus neu zu erschließen und ins Bewußtsein zu heben. Dazu brauchte sie nur auf ihre eigene Vita zurückzugreifen: die sowjetischer Besatzungsmacht hatte die Familie ihrer Eltern 1941 im okkupierten Riga verhaftet und nach Sibirien verschleppt, wo S. Kalniete 1952 geboren wurde.
Die Chronik dieser Deportation hat sie in dem bewegenden Buch Mit Ballschuhen im sibirischen Schnee festgehalten, das inzwischen in acht Sprachen übersetzt worden ist (s. dazu auch die Kultur-Rubrik der Lettischen Presseschau).
Mit der allfälligen Aufklärung über Aspekte europäischer Geschichte, die selbst der Westen im Namen eines mißverstandenen Antifaschismus ganz gerne zu übersehen pflegt, befaßt sich auch der zweite Preisträger dieses Jahres: das Okkuptationsmuseum in Riga. "'Erinnern - gedenken - mahnen' sind die Leitworte der 1993 gegründeten Einrichtung, die der Aufklärung der 51 Jahre langen Geschichte der Besatzung durch die Sowjetunion und NS-Deutschland gewidmet ist. Der lettischen Bevölkerung und der Weltöffentlichkeit werden nach Jahrzehnten der Zensur und bewußten Verfälschung historischer Tatsachen ungehindert Einblicke in die jüngeren Kapitel der Geschichte Lettlands geboten", schreibt die Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur in Zürich.
Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre zählen unter anderem der Dichter und Autor Reiner Kunze (2004), die Politilogen und Historiker Bassam Tibi und Michael Wolffsohn (2003), der Verhaltensphysiologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt (1997) oder die Kinder- und Jugendlichen- Psychotherapeutin Christa Meves (1995), aber auch die Schweizerische Vogelwarte Sempach (1996).
Die Auszeichnung 2007 soll am 29. September im Rahmen einer festlichen Veranstaltung in der weltberühmten Zürcher Tonhalle überreicht werden, Andreas Oplatka, der ehemalige Osteuropa-Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung, wird die Laudatio halten (s. mehr dazu im Event-Kalender).
-OJR-
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