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Lettland: Ausnahmezustand bis 12. Mai verlängert
15.04.2020


Einzigartige Corona-Mutationen in Lettland

Corona-TestDie Maßnahmen der lettischen Regierung als Reaktion auf die Corona-Epidemie sind offenbar wirksam. Bislang hält sich die Zahl der ermittelten Neuinfektionen in Grenzen, ein exponentieller Anstieg ist nicht erkennbar. Seit drei Tagen befindet sich die Zahl der täglich ermittelten Neuerkrankungen, die am 1. April mit 48 Neuinfizierten den Höchststand erreichte, wieder im einstelligen Bereich. Derzeit haben die lettischen Untersuchungslabors 666 Covid-19-Infektionen ermittelt; insgesamt wurden 29.896 Personen getestet (nra.lv). Damit meldet das lettische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prophylaxe (SPKC) deutlich geringere Zahlen als die Nachbarländer Litauen und Estland. Dennoch beschloss das Ministerkabinett in der letzten Woche, den Ausnahmezustand bis zum 12. Mai zu verlängern; Gesundheitsministerin Ilze Vinkele warnte, dass der Höhepunkt der Pandemiewelle noch bevorstehe. Weiterhin bleiben also Kindergärten und Schulen geschlossen, öffentliche und private Veranstaltungen verboten, Restaurants und zahlreiche Geschäfte geschlossen, die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Ministerpräsident Krisjanis Karins erwägt allerdings, in zwei Wochen erste Beschränkungen aufzuheben.

Ein Set für den Corona-Test, Foto: Centers for Disease Control and Prevention -  Neaizsarg?ts darbs, Saite

Ilze Vinkele erklärte am 14. April in einer Pressekonferenz, weshalb die Regierung derzeit noch nicht vorhabe, den Ausnahmezustand teilweise aufzuheben: “Wenn Sie hören, dass Österreicher oder Spanier beabsichtigen, etwas zu reduzieren, denken Sie bitte daran, dass die Beschränkungen, die in deren Ländern angemessen sind, sehr drastisch ausfallen.” Die Ministerin hält trotz der ersten Erleichterungen in den genannten Ländern deren Verbotsniveau für deutlich höher als die praktizierten Kontaktsperren und gebotenen Distanzierungen im eigenen Land. Sie mahnt zu anhaltender Vorsicht: “Auch wenn die Zahl der schwer erkrankten Menschen, die in einer Klinik behandelt werden müssen, mit 46 Patienten gering ist - drei von ihnen befinden sich im kritischen Zustand, fünf sind an Covid-19 gestorben - apelliere ich von Herzen, sich bewusst zu machen, dass bei allem Optimismus die Vorsicht gewahrt bleiben muss.” Epidemiologen prognostizierten den Höhepunkt der Corona-Welle in Lettland für den 25. April. (bnn.lv)

Ministerpräsident Krisjanis Karins erwartet laut eines TV3-Interviews den Höhepunkt der Pandemie ebenfalls für Ende April und danach einen merklichen Rückgang. Unabhängig von dieser Prognose erhofft sich Karins von den Epidemiologen in zwei Wochen Vorschläge, wie sich die verordneten Regeln sogenannter “sozialer Distanzierung” wieder verringern lassen. Auch der lettische Premier hält die Bestimmungen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern für relativ liberal. “Wir müssen einfach den Umfang der Tests vergrößern, um die Covid-19-Verbreitung zu kontrollieren und um herauszufinden, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um sie einzudämmen.” Bereits gestern hatte Karins der Presse gesagt, dass Covid-19 eine hinterhältige Krankheit sei, über die die Wissenschaftler nach wie vor wenig wüssten. Deshalb bleibe als einzige Möglichkeit, die Seuche einzudämmen, körperliche Distanz zu beachten und die Hände zu waschen. (nra.lv)

Monta Ustinova, Mitarbeiterin des Lettischen Zentrums für biomedizinische Forschung und Studien, informierte die Medien darüber, dass der aus anderen Ländern eingeschleppte Virus inzwischen genetische Veränderungen, Mutationen, aufweise, die bislang nur in Lettland nachgewiesen wurden. Das Auslesen des Corona-Gencodes, die Genom-Sequenzierungen, erfolgten in drei lettischen Labors und mit Hilfe wissenschaftlicher Institute. Der Vergleich mit Einträgen in der internationalen Web-Datenbank Nextstrain habe ergeben, dass die lettischen Virus-Mutationen in anderen Ländern nicht zu finden seien. Über die Art und Weise der Veränderungen und was sie bedeuten, ist aus Ustinovas Stellungnahme nichts zu entnehmen. Der Nachweis von Mutationen soll dazu beitragen, die Verbreitungswege der Seuche besser nachzuvollziehen und Vorbeugung und Therapie zu verbessern. (nra.lv)
Innenminister Sandis Girgens teilte mit, dass die Familienkonflikte, zu denen die Polizei gerufen wird, deutlich zugenommen haben. Während im letzten Jahr die Polizei am Tag durchschnittlich 21mal zu solchen Einsätzen gerufen worden sei, sind es momentan 32 Anrufe täglich. Girgens weist aber darauf hin, dass solche Streitigkeiten nicht immer mit körperlicher Gewalt verbunden sind. Familienangehörige verbringen in der Corona-Zeit mehr Zeit in der eigenen Wohnung. Girgens fordert Nachbarn dazu auf, bei vernommenen Konflikten nicht gleichgültig zu bleiben und die Polizei zu informieren. Er erinnert daran, dass auf schriftlichen Antrag des Opfers Polizisten Gewalt anwendende Täter bis zu acht Tagen von der Familie isolieren dürfen. (lsm.lv)



 
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